Vorbereitungsseminar in den Alpen
Juli 2016
Nachdem ich meine Masterarbeit und meinen Praktikumsbericht endlich abgeschickt hatte, war es am 23. Juni so weit - das World-Horizon Vorbereitungsseminar stand an. Ich bin morgens um 5 in
Dormagen losgefahren und habe noch drei andere Freiwillige am Bahnhof in Köln abgeholt. Mit vollgepacktem Auto haben wir uns dann auf den Weg Richtung Ruhpolding gemacht, einem Ort kurz vor
der österreichischen Grenze in dem das Seminar stattfinden sollte. Obwohl wir uns vorher gar nicht kannten haben wir die komplette Fahrt durchgequatscht - die Fahrt war trotz Stau und Hitze also
sehr unterhaltsam

Nachdem wir eine Stunde zu spät am Ziel ankamen, haben wir zuerst alle anderen Freiwilligen begrüßt. Ein paar Freiwillige kannte ich noch vom Auswahlseminar, aber die meisten kannte ich noch
nicht. Nach einem ersten Kennenlernspiel bekam jeder schon mal einen kleinen Überblick über die Leute mit denen man die nächsten 10 Tage auf einer abgelegenen Alpenhütte verbringen
sollte. Und dann begann der Aufstieg... und, oh mein Gott, war das anstrengend! Mit einem vollen Wanderrucksack und 30 Grad war es auf gar keinen Fall einfach den Berg hochzukommen. Gerade
für einen Sportmuffel wie mich Auch wenn mir teilweise die Luft fehlte, um mich anständig mit den anderen Freiwilligen zu unterhalten, war die Wanderung ein guter Einstieg in das Vorbereitungsseminar und ich hab
mich sehr gefreut die anderen Freiwilligen endlich kennenzulernen. Nach zweieinhalb Stunden hatten wir es ja auch schon geschafft...

Oben angekommen haben wir uns erstmal eingerichtet. Uns wurde nicht zu viel versprochen: es gab wirklich kein Handynetz, größtenteils kein warmes Wasser und keinen Strom. Es gab zwei Hütten, in denen jeweils die Hälfte von uns Freiwilligen und den Länderleitern einzogen. Wir wurden dann in verschiedene Teams eingeteilt - Kochteam, Spülteam, Putzteam und Feuerteam. Und dann ging es los!
In den 10 Tagen auf der Alm habe ich so viel gesehen, gelernt und erlebt, dass es gar nicht auf diese Seite passen würde. Deswegen hier das Vorbereitungsseminar als Kurzfassung: Schokomüsli zum
Frühstück. Ganz viele unterhaltsame und interessante Vorträge. Gefühlte Tausend Partien UNO (Asozial). Peinliche Geschichten und tiefgründige Gespräche am Lagerfeuer. Unser Outdoor Coach
Andi. Eine 3-4 stündige Wanderung zum Gipfel des Rauschbergs, bei der wir natürlich nicht den normalen Wanderweg gelaufen sind (und ich das Seminar zwischenzeitlich echt verflucht
habe ). Der absolut leckerste Kaiserschmarrn als wir oben angekommen sind. Kaltes Trinkwasser aus der Quelle. Nächtliche Spinnenbegegnungen auf der Toilette. Hitze. Kälte. Eine
Baumfällung mit Axt und Säge und unsere selbstgebaute Brücke aus Baumstämmen. Hochemotionale Looping Louie Runden im Kerzenschein. Ein Wasserfall mitten im Wald. Eine schwarze gefährlich
aussehende Schlange vor unserer Hütte, die laut Andi nur "ein bisschen giftig" war. Einen Orientierungslauf, bei dem wir die andere Gruppe nur mithilfe eines Kompass finden sollten und dabei
durch den tiefsten Matsch den Berg hoch- und runtergeklettert sind. Mückenstiche, Muskelkater und kaputte Füße. Eine Outdoor-Übernachtung, bei der wir unter freiem Himmel an einem Flußbett
schlafen wollten, aber mitten in der Nacht durch ein heftiges Gewitter überrascht wurden (nass von Kopf bis Fuß sind wir dann mit Taschenlampen und Goa-Musik den Berg wieder zur Hütte
hochgewandert). Eine Wanderung nach Ruhpolding zum Fußball gucken. Und zu guter letzt: Buffalo!
Insgesamt kann ich sagen, dass das Vorbereitungsseminar total wichtig für mich war. Die 10 Tage waren sowas wie der offizielle Startschuss zu meinem bevorstehenden Jahr in Chicago. In
Gesprächen mit den anderen Freiwilligen und bei Vorträgen über unseren Dienst ist mir erst mal so richtig klar geworden was dieses Jahr für mich eigentlich bedeutet. Ich werde nicht einfach so
larifari in die USA gehen, sondern dabei helfen bedürftigen und vereinsamten Senioren ein bisschen Lebensfreude zurückzubringen. Ich bin mir sicher, dass ich viele tolle Sachen mit den
Senioren erleben werde. Allerdings ist mir auch bewusst wie hart die Arbeit werden kann - es wird oft wahrscheinlich auch überhaupt nicht so laufen wie ich es mir wünsche. Neben einer tollen
Zeit hat mir das Vorbereitungsseminar auch gezeigt, dass man in schwierigen Situationen nicht einfach aufgeben darf. Auf der Wanderung zum Rauschberg bin ich an meine Grenzen gestoßen, habe
aber trotzdem die Zähne zusammengebissen und bin weitergegangen. Egal wie anstrengend, matschig und steil der Weg war - ich hab es trotzdem geschafft. Was eine schöne
Metapher
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